Mit Jürgen Becker in eine ungewisse Zukunft

Mit Jürgen Becker in eine ungewisse Zukunft

Zwei Personen stehen auf der Bühne. Jürgen Becker steht am Pult, eine Frau erstellt parallel ein Plakat. Es sind Menschen im Publikum zu sehen
Samstag, 12.10.2024

Unter dem Titel „Diagnose alt – Vorurteile auf Rezept“ hatte „Wiehl vernetzt“* am 10.10.24 in die Volksbank in Wiehl geladen, um einen Blick auf die Zukunft des Alter(n)s zu werfen.

Das Wiehler Netzwerk hatte den Kölner Kabarettisten Jürgen Becker gewinnen können, an diesem Abend seine Ansichten zu diesem Thema vorzustellen. Und er ließ sich nicht lange bitten: Alles ist ungewiss….die Lieferketten, unser Wohlstand, der Frieden, unser Klima… Alles Quatscht! Die Zukunft – ist immer ungewiss.

Man will uns weismachen, dass die Lösung aller Probleme in der Digitalisierung liegt. Alles wird immer technischer. Aber der Mensch ist Natur und keine Technik wird ihn retten, wenn er die Natur vor die Wand fährt.

Die Menschen sind verunsichert, aufgrund von Meldungen, das Gesundheitssystem sei finanziell am Ende. 36.000 Stellen wurden abgebaut, die Pflegeversicherung ist pleite, der Personalschlüssel in der Pflege liegt bei 1:10. Bleibt die Frage: Warum läuft das in anderen Ländern besser? Vielleicht liegt die Misere an der Tatsache, dass medizinische Versorgung der Menschen auf Gewinn ausgelegt ist? Aber wer gewinnt?

Nach Beckers pointenreichen Vortrag wurde klar: Wenn wir die Probleme mit Humor, Haltung und Hoffnung angehen, geht noch was.

Nicole Meyer (Leiterin Akademie Gesundheitswirtschaft und Senioren AGewiS) stellte in ihrem anschließenden Impulsvortrag die Frage „Wann bin ich alt?“ Laut WHO-Definition sind wir das ab 65. Aber die wichtigen Fragen in jedem Alter sind „Wie fühle ich mich, wer bin ich, was tue ich?“.

Jeder entscheidet selbst, welche der vielen vorhandenen Möglichkeiten er nutzen möchte. Dann ist Alter kein „Stempel“ mehr, sondern ein neuer Lebensabschnitt mit eigener Identität; der alle Chancen bietet.

In der abschließenden Expertenrunde berichtete Herr Lux (Alzheimer Gesellschaft) von der Reise mit seinem Vater in und durch die Demenz. Diese Situation war für ihn ernst und traurig, aber auch voller Spaß und Freude über gute Tage.

Sein Appell: Pflegende Angehörige brauchen ein Netzwerk von Hilfen, damit alle die Situation gut überstehen.

Frau Dr. Jülich stellte die Arbeit des SAPV (spezialisierte ambulante Palliativversorgung) vor, also die Medizin für Menschen, bei denen keine Heilung mehr möglich ist. Die Ärzte und Pflegekräfte möchten mit ihrer Versorgung den Erkrankten „ummanteln“, ihn schmerz- und angstfrei begleiten und auch eine Stütze für die Angehörigen sein.

Elke Bergmann von der Senioren- und Pflegeberatung der Stadt Wiehl (OASe) bekräftigte zum Schluss noch einmal die Wichtigkeit von realen Netzwerken und Kontakten in jedem Alter. „Menschen brauchen Menschen. Das wahre Leben findet offline statt. Allerdings müssen Menschen die Wohnung verlassen, wenn sie etwas gegen ihre Einsamkeit tun wollen. Nur dann können wir helfen und unterstützen.“

Es war ein kurzweiliger und facettenreicher Abend, der aus unterschiedlichen Perspektiven das Thema „Alter“ betrachtete. Es wurde deutlich, dass Alter keine Krankheit ist, sondern ein Lebensabschnitt, der noch Chancen, Entwicklungen und Begegnungen bereithält.

*„Wiehl vernetzt“ (Altenheim Siebenbürgen, Uwe Söhnchen, Alzheimer Gesellschaft im Bergischen Land, AWO Wiehl, Betreuungs- und Pflegedienst Home Instead , SAPV Oberberg, Wiehl ENTHINDERT, OASe/Stadt Wiehl, Wiehl Apotheke, PD Cornelia Kumm, Diakonie vor Ort/Wiehl, HBW/Wiehl, Johanniter-Unfall-Hilfe (Tagespflege und Hospiz), Malteser Hospizdienst Wiehl u. Nümbrecht, PD Zeiske/Wiehl)

Drei Frauen stehen nebeneinander und blicken in die Kamera4 Menschen sitzen gemeinsam in einer Posiumsdiskussion.

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